Recht und Normen in Predigten
Maschinell unterstützte Analyse von Predigtkorpora im Zeitvergleich
Die Bundesregierung hat sich mit der Datenstrategie zur Aufgabe gemacht, den Datenkompetenzaufbau voranzutreiben. Auch der Aktionsplan Forschungsdaten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zielt mit seinen Maßnahmen darauf ab, die Datenkompetenz in der Wissenschaft zu stärken. Insbesondere bietet die stetige Entwicklung neuer digitaler Forschungsmethoden und die zunehmende Menge an verfügbaren Forschungsdaten das Potenzial, diese Methoden in mehr und mehr Forschungsfeldern anzuwenden. Allerdings bedarf es dafür noch des Aufbaus der notwendigen digitalen und datenbezogenen Kompetenzen in der Breite der Wissenschaft. Die Fördermaßnahme zur „Stärkung der Datenkompetenzen des wissenschaftlichen Nachwuchses“ setzt hier an, um die Datenkompetenz des wissenschaftlichen Nachwuchses an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in den vielfältigen Fächern der Wissenschaftslandschaft durch die Verknüpfung spezialisierter datenwissenschaftlicher Fähigkeiten mit fachlichen Kenntnissen zu erweitern und zu vertiefen. Die Projekte werden aus der Aufbau- und Resilienzfazilität finanziert.
Das Einzelvorhaben RUNIP untersucht, wie und in welchem Umfang in Predigten normativ argumentiert und dafür auf das Recht zurückgegriffen wird. Hierfür verwendet RUNIP ein historisches Predigtkorpus von Friedrich D. E. Schleiermacher und evangelische Predigten der Gegenwart. Rechtsbezüge im Predigtkorpus sollen anhand von selektiver Kodierung des Materials erschlossen und durch maschinelle quantitative Datenanalyse ergänzt werden, um so ein Machine-Learning-Verfahren zur semantischen Analyse des Predigtkorpus zu entwickeln. Das anhand von Schleiermachers Predigttexten trainierte Verfahren soll auf neuere Texte derselben Gattung angewandt werden, um darin analoge Motive und Themen in den Predigten zu identifizieren.
Projektergebnisse werden im Rahmen einer datenwissenschaftlichen Dissertation und einer praktisch-theologischen Habilitationsschrift zugänglich gemacht und im Rahmen von Forschungsaufenthalten und Konferenzen präsentiert und diskutiert. Zudem plant RUNIP die Ausrichtung einer Netzwerktagung, die sich an einen interdisziplinären Kreis von Nachwuchswissenschaftler:innen in den Digital Humanities richtet. Die Erfahrungen aus dem Projekt sollen in die Schulungsangebote des Methodenzentrums der Ruhr-Universität Bochum für Lehrende, Promovierende und Studierende fließen. Das Projekt soll schließlich als Blaupause für gemeinsame Forschungsprojekte anderer Disziplinen dienen.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 16DKWN127 gefördert.